Warnglocke der Tödden und NINA-Warnsystem auf der Schule in Recke
Zwei Warnsysteme stehen auf dem Dach der Don-Bosco-Schule in Espel: Die historische Warnglocke der Tödden und die neueste NINA-Warnanlage. Hier ein paar Erläuterungen der Reihe nach: Sie stehen in Espel unmittelbar nebeneinander, die historische Warnglocke des Handelslagers der Tödden und die NINA-Warnanlage. Der Wandel der Warnsysteme lässt sich auf dem Dachfirst der Gebäude der Don-Bosco-Schule und des Sonnenschein-Kindergartens deutlich nachvollziehen.
Tödden aus Hopsten, Recke und Mettingen betreiben ein zentrales Handelslager in Recke-Steinbeck
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts richten die Tödden aus Hopsten, Recke und Mettingen ein gemeinsames Warenlager in Steinbeck ein. Die Kaufleute lagern dort ihr wertvolles Leinen und Garn sowie in Hausarbeit hergestellte Kleidung und machen sich mit Reisekörben, Rucksäcken und dem Knappsack als Beutel für Lebensmittel über Land auf den Weg, um die Waren zu verkaufen.
Der Handelsmann Bunke verwaltet in Steinbeck das Töddenlager, benannt nach seinem Namen als „Bunkenlager“. In der Upkammer des Hauses verwahrt er die wertvollen Leinen und Garne, die er natürlich gegen Räuber sichern muss. Die Fenster des Bunkenlagers sind mit Eisenstangen verriegelt. „Auf dem Dach des Hauses steht ein Türmchen, die darin aufgehängte Glocke wird bei Gefahr durch Räuber und bei Brand geläutet“, berichten Recker historische Quellen.
1745 heiratet der Hopstener Handelsmann Schweigmann die Tochter von Bunke. Dank der guten Geschäfte errichten die Betreiber vor 270 Jahren ein neues größeres Lager- und Wohngebäude, zentral an dem alten Handelsweg. Noch heute ist auf der Diele der Giebelbalken von 1754 original erhalten mit der Inschrift: „WAN GOTT SEIN EHR WIRD GEBEN – SO WIRD ER DIESES HAUS – GERDT SCHWEIGMAN DEN 24. APRIL 1754“.
Die Bauern aus Recke-Espel übernehmen nach Aufgabe des Warenlagers das Türmchen mit Warnglocke und zieren damit die damalige kleine Volksschule ihrer Bauernschaft. Landwirt Franz Flacke 1935-2023, Nachbar zum Forscher der Töddensprache Louis Stüve, erinnerte sich „Die Glocke erklang zum mittäglichen Angelusläuten. Es wurde auch geläutet, wenn Einwohner von Espel starben und der Leichenzug an der Schule vorbeiführte.“ Auch das hat Franz Flacke überliefert: „Ärger gab es einmal, als wir Kinder aus der Bauernschaft Espel die Glocke läuteten, nachdem wir beim Fußballspiel gegen die Kinder aus dem Dorf gewonnen hatten“. „Bei besonderen Anlässen in Espel läuten wir traditionell die Glocke auf der Schule“, berichtet der Nachbar Alfons Pater (1935-2019)
Im System der Warnanlagen haben sich Quantensprünge vollzogen. Zur Betätigung der Tödden-Warnglocke musste ein am Glockenbalken befestigtes Seil gezogen werden, wodurch die Schwingung der Glocke ausgelöst wird, und der Klöppel anschlägt. Heute wird In Notfällen, etwa bei Brand oder Wetterphänomenen, per Satellit über NINA mit Sirene oder Warn-App informiert. Das mag simpel klingen, erfordert aber sehr viel Technik zur Auswertung umfassender Datenmengen. Auf dem Vormarsch ist die Künstliche Intelligenz. Sie wird mit Sicherheit auch bei zukünftigen Warnsystemen einbezogen. Soweit ein Rückblick und Ausblick auf die unterschiedlichen Warnsysteme auf der ehemaligen kleinen Landschule in Espel.
Text und Fotos: Robert Herkenhoff
 Türmchen mit Warnglocke vom Ehemaligen Bunkenlager |  Das Ninia-Warnstystem |
 Model der ehemaligen Tödden-Handelslagers in Recke-Steinbeck |  Eichenbalken Des Bunkenlagers 1754 als Original erhalten |