Seltener, scheuer Schwarzstorch rastet im Recker Moor.
© Text u. Fotos: Felix Büscher
Ein Naturfreund ist immer glücklich, wenn er ein hier eher seltenes Tier vor die Linse bekommen kann. So auch im Juli diesen Jahres, wo sich beim Mähen der Wiesen im Naturschutzgebiet Recker Moor, das im nördlichen Münsterland liegt, plötzlich ein Schwarzstorch (Ciconia nigra) zusammen mit mehreren Weißstörchen (Ciconia ciconia) niederlässt, um aufgescheuchte Insekten und Nager zu jagen.
Leider ist der sehr scheue Schwarzstorch kein Dauergast im Recker Moor.
Der Schwarzstorch ist nicht zum ersten Mal zu Gast im Recker Moor. Das eine oder andere Jahr sieht man hier schon mal für kurze Zeit den scheuen Vogel, wenn er sich eine Pause auf den Weg in den Süden gönnt. Auf den Wiesen und Äckern rund um das Naturschutzgebiet stärkt er sich für die lange Reise. Die Überwinterungsgebiete liegen überwiegend in Afrika, die er ab Mitte August ansteuert. Rund 250 Kilometer und mehr können die Schwarzstörche an einem Tag zurücklegen.
Schwarzstörche lieben feuchte und urwüchsige Waldgebiete und meiden eigentlich die Nähe der Menschen. Extensiv genutzte Wiesen bieten allerdings nicht nur seinen weißen „Vettern“ reichlich Nahrung. Auch der Schwarzstorch freut sich über das eine oder andere Insekt, das sich nicht rechtzeitig vor dem großen Mähwerk in Sicherheit bringen konnte. Aber auch Würmer, Kleinsäuger und sogar Wasserpflanzen verschmäht er nicht.
Bei uns in Deutschland leben gerade einmal 500 Brutpaare!
„Ciconia nigra“ führt eine monogame Ehe und nutzt jahrelang ein und dasselbe Nest, das er auf starken Ästen von großen Bäumen in unberührten Wäldern baut. Hier zieht er, nach einer Brutzeit von ca.36 Tagen, durchschnittlich 4 Jungen groß. Diese werden nach 2 Monaten flügge. Der ausgewachsene und bis zu 3 Kilogramm schwere Vogel ist etwas kleiner als sein großer Bruder, der Weißstorch. Schwarzstörche werden ca. 1 Meter groß und haben eine Flügelspannweite von knapp 2 Metern. Die Lebenserwartung der Tiere liegt bei gut 20 Jahren.
Beide, Schwarzstorch und Weißstorch, benötigen Wiesen und Feuchtgebiete um dort Nahrung zu finden. Industriealisierung und Trockenlegung vieler Feuchtgebiete, aber auch die in der Landwirtschaft fortschreitende Umwandlung von Weisen zu Ackerflächen, werden langfristig den Bestand dieser Vögel möglicherweise gefährden. Von den Schwarzstörchen leben rund 10.000 Brutpaare in Europa und davon siedeln etwa 500 Paare in Deutschland - und das ist nicht mehr viel!
Der Regen machte dem Storch nichts aus und die Scheu vor dem Traktor hatte er auch verloren.
Dagegen sieht man in den letzten Jahren den Weißstorch häufiger auf den Wiesen im Münsterland. Ein Landwirt berichtet, dass beim Pflügen der Äcker schon mal 20 Tiere und mehr hinter dem Pflug herliefen, um nach Fressbarem zu suchen. Aber auch die Zahl der Weißstörche soll hierzulande in den letzten Jahren stagnieren und bei rund 4500 bis 5000 Brutpaaren liegen. Ein Großteil der Vögel nistet übrigens in Ostdeutschland.
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Seite an Seite: der Weißstorch und der Schwarzstorch.
| | Der Schwarzstorch wird ca. 1m groß.
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Rückblickend ist es daher umso erfreulicher, einen nicht so häufig anzutreffenden und scheuen Vogel, wie den Schwarzstorch, im Naturschutzgebiet Recker Moor einmal beobachten zu können.