Wildschweine
© Text u. Fotos: Felix Büscher
Das Wildschwein „Sus scrofa“ ist fast in ganz Europa zu Hause und sogar bis in den südasiatischen Raum vorgedrungen. Ursprünglich besiedelte es sogar den Norden Afrikas. Heute ist das Wildschwein aber auch in Australien, Neuseeland und in Teilen von Amerika beheimatet.
Frischlinge spielen im Buchenwald
Wildschweine lieben den großen Laubwald mit dichtem Bewuchs, wo sie sich gut verstecken können. Außerdem mögen sie gerne feuchte Böden. Sie kommen daher auch in Röhrichtflächen mit Schilfrohr und anderen Pflanzen in Wassernähe vor. Überhaupt lieben die Schweine das Wasser. In sogenannten Suhlen mit Schlamm, einer morastigen Vertiefung im Boden, „baden“ sie gerne um ihre Haut zu „pflegen“ und um Plagegeister, wie Zecken und Fliegen loszuwerden. Solche „Schlammpackung“ liebt im Übrigen auch das Rotwild.
Keiler gehen auf einander los.
Als Allesfresser verschämt das Wildschwein auch Fleisch und sogar Aas nicht. Grünfutter, Waldfrüchte, wie Bucheckern und Eicheln, aber auch Würmer, Insekten, Gelege von Bodenbrütern, und selbst Jungtiere stehen ganz oben auf der Speisekarte der Wildschweine. Sie sind sowohl am Tage als auch in der Nacht aktiv und haben gelernt, ihren Lebensrhythmus an die jeweiligen Lebensbedingungen des Umfeldes anzupassen. Ein vom Menschen stark frequentiertes Gebiet wird am Tage gemieden. Die scheuen Tiere verschlafen dann den ganzen Tag im Schutze eines undurchdringlichen Unterholzes bis die Nacht anbricht. Erst dann werden die Schweine aktiv und beginnen mit der Nahrungssuche. Dabei streifen sie weit umher und können Strecken von über 20 Kilometern zurücklegen.
Wildschweine sind sehr intelligente Tiere und können sich gut anpassen. Schnell haben sie gelernt, dass der Abfall, den die Menschen in den Mülltonnen und auf dem Komposthaufen entsorgen, viel Fressbares enthält. Essensreste üben daher in den Städten wie beispielsweise Berlin eine magische Anziehungskraft auf das Schwarzwild aus. So haben die Forstbetriebe der deutschen Hauptstadt nach Schätzungen mehr als 10.000 Wildschweine rund um Berlin ausgemacht, davon sollen sogar über 50% direkt in Berlin leben! Sie tauchen in Parks und Gärten auf und haben ihre Scheu gegenüber den Menschen längst verloren, weil viele uneinsichtige Leute die Wildschweine füttern. Dies ist nicht nur verboten, sondern kann auch sehr gefährlich sein – insbesondere dann, wenn eine Bache mit ihren Jungen (Frischlingen) unterwegs ist und sich bedroht fühlt.
Es ist eine harte Kinderstube
Wildschweine leben in Familienverbänden, den sogenannten „Rotten“. Sie werden von einem erfahrenen weiblichen Tier, der „leitenden Bache“, angeführt. Die Rangfolge der einzelnen Tiere in einer Rotte ist straff organisiert. Während der Paarungszeit (Rauschzeit) von Oktober bis März, liefern sich die Keiler oftmals erbitterte Kämpfe um die Gunst der Bachen. Nach einer Tragzeit von 4 Monaten bringt die Bache bis zu 12 sehende und behaarte Frischlinge zur Welt. Dazu hat sie im Unterholz einen „Wurfkessel“ aus Gräsern, Laub und Zweigen geformt. Die Jungen wiegen nach der Geburt um 1000 Gramm und werden von nun an 3 Monate lang gesäugt. Nach einem halben Jahr sind die jungen Wildschweine selbstständig, bleiben aber noch über ein Jahr in der Nähe der Bache. Richtig ausgewachsen ist ein Wildschwein mit gut 5 Jahren. Die weiblichen Wildschweine können hierzulande ca. 1,70 Meter lange werden und wiegen dann bis zu 150 Kilogramm. Der Keiler bringt es immerhin auf rund 200 Kilogramm Gewicht. Wahre „Monsterschweine“ soll es unteranderem im Osten Russlands geben. Dort können die „Borstenviecher“ mit einer Schulterhöhe von über einem Meter schon mal zwischen 300 und 350 Kilogramm auf die Waage bringen.
Auch in Recke waren die Wildschweine, wie hier, im Jahr 2012, wo sie den Sportplatz umgegraben haben.
Wildschweine sind weiter auf dem Vormarsch und erobern sich ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet Stück für Stück zurück. Außerdem nimmt infolge vermehrten Maisanbaus der letzten Jahrzehnte die Population der Wildschweine weiter zu. Vielerorts werden sie bereits zur Plage und bereiten den Forstämtern große Sorge. Lag die „Jagdstrecke“ in den 60iger Jahren des letzten Jahrhunderts noch bei rund 30.000 Tieren, soll die Zahl der erlegten Wildschweine mittlerweile auf weit über 500.000 Tiere im Jahr angestiegen sein.